18 Jahre Good Friday Agreement und 100 Jahre Easter Rising. Zurück von einer Reise in die irische Geschichte und Gegenwart. Die letzte ist doch schon ein paar Jahre her. Festgestellt, dass die Segregation in den Städten nach wie vor gelebt, nur weniger darüber berichtet wird. Gemeinsame Schulen gibt es nicht und die jungen Leute begegnen sich meist erst an der Uni so richtig. Den politischen Willen würde es, glaube ich, zum Teil schon geben.
Die Zäune und Absperrungen sind mehr und nicht weniger geworden. Fast 50 gibt es inzwischen in Belfast. Mitunter 8 m hoch. Jeden Abend wird dicht gemacht. Das ist schon ein bissl deprimierend. Umfragen zufolge will die Mehrheit, dass sie bleiben, weil sie sich so sicherer fühlen, die Gewalt weniger eskaliert. Drogenkriminalität und Selbstjustiz gibt es trotzdem.
Der paramilitärische Kult auf beiden Seiten macht’s auch nicht besser. Heute, erzählt Robert, schießen sie dir nicht mehr in die Knie, wenn du böse warst, sie brechen dir nur mehr Arme und Beine. Oder nageln dich an die Wand.
Wählen geht er nicht. Sinngemäß glaubt er, dass die Nordiren nur für etwas stimmen, weil sie gegen das andere sind.
Ich musste an Jeff Buckley denken und habe ihn dort gelassen, an der Peace Wall: „Love heals all wounds and not just time alone.“
Derry oder Londenderry, darüber streiten sie weiterhin. Die Bogside-Murals finde ich immer noch beeindruckend und zumindest das Militär ist offensichtlich von der Straße verschwunden.
Dann in Dublin mit den Iren Easter Rising gefeiert. Und feiern können sie, die Iren. Aber auch hier ist die Betroffenheit der Menschen, die irgendwie damit etwas zu tun haben, sehr groß.
Vergangenheitsbewältigung und Erinnerungskultur sind eben keine einfachen Sachen. Das wissen wir ja selbst auch zu gut. Ich glaube an sie. Wie ich es immer tue.
(Fotos aus Belfast, Derry, Dublin)
Leave a reply